Warum manche Menschen finanzielle Unterstützung suchen
Ein Großteil der Open-Source-Arbeit wird ehrenamtlich geleistet, z.B. wenn jemand in einem Projekt, das er/sie benutzt, auf einen Fehler stößt und eine schnelle Lösung vorschlägt. Außerdem basteln viele Leute einfach in ihrer Freizeit an einem Open-Source-Projekt.
Es gibt viele Gründe, warum eine Person nicht für ihre Open-Source-Arbeit bezahlt werden möchte.
- Sie haben vielleicht schon einen Vollzeitjob, den sie lieben, und der ihnen ermöglicht, in ihrer Freizeit einen Beitrag zu Open-Source-Software zu leisten.
- Sie mögen Open-Source als Hobby, oder als kreative Flucht und wollen sich finanziell nicht verpflichtet fühlen, an ihren Projekten arbeiten zu müssen.
- Sie ziehen andere Vorteile aus ihren Open-Source-Beiträgen, wie z.B. den Aufbau ihres Rufs oder Portfolios, das Erlernen neuer Fertigkeiten oder das Gefühl, in einer Gemeinschaft eingebettet zu sein.
Für andere kann eine Bezahlung die einzige Möglichkeit sein, sich an Open-Source zu beteiligen. Sei es, weil das Projekt ständige oder zeitintensive Mitarbeit erfordert, oder seien es persönliche Gründe.
Populäre Projekte aufrecht zu erhalten, kann eine große Verantwortung sein, die 10 oder 20 Stunden pro Woche in Anspruch nimmt, statt nur ein paar Stunden pro Monat.
Bezahlte Arbeit ermöglicht Leuten aus verschiedenen Lebenssituationen heraus, sinnvolle Beiträge zu leisten. Manche Menschen können es sich eben nicht leisten, unbezahlte Zeit für Open-Source-Projekte aufzuwenden, z.B. weil ihre finanzielle Situation, Schulden, Familien- oder anderen Betreuungspflichten dies nicht zulassen. Das heißt, die möglichen Beiträge von talentierten Menschen, die es sich ehrenamtliche Arbeitszeit nicht leisten können, würden nie das Licht der Welt erblicken. Dies hat ethische Implikationen, wie @ashedryden beschreibt, da die Beiträge, die das Licht der Welt erblicken, eher zu Gunsten derjenigen tendieren, die bereits Vorteile im Leben haben. Und sie diese aufgrund ihrer freiwilligen Beiträge weiter ausbauen können, während Andere, die nicht zu freiwilligem Engagement in der Lage sind, auch daraus keine Vorteile ziehen können. Dies wiederum verstärkt den derzeitigen Mangel an Vielfalt in der Open-Source-Welt.
Wenn Sie auf der Suche nach finanzieller Unterstützung sind, gibt es zwei Möglichkeiten: Sie können Ihre eigene Arbeitszeit finanzieren, oder Sie können eine organisatorische Finanzierung für das Projekt finden.
Die eigene Arbeitszeit finanzieren
Heutzutage werden viele Leute für Open-Source in Teil- oder Vollzeit bezahlt. Der häufigste Weg dahin ist, mit Ihrem Arbeitgeber darüber zu sprechen.
Es ist einfacher, sich für Open-Source-Arbeiten zu entscheiden, wenn Ihr Arbeitgeber das Projekt tatsächlich nutzt. Wenn nicht, werden Sie kreativ: Vielleicht nutzt Ihr Arbeitgeber nicht das Projekt, aber Python, und die Pflege eines beliebten Python-Projekts hilft dabei, neue Python-Entwickler*innen anzuziehen. Vielleicht sieht Ihr Arbeitgeber dadurch generell entwicklerfreundlicher aus.
Wenn Sie kein existierendes Open-Source-Projekt haben, an dem Sie gerne arbeiten würden, sondern lieber Ihre aktuellen Arbeitsergebnisse quell-offen hätten, sollten Sie Ihren Arbeitgeber bitten, einen Teil seiner internen Software zu öffnen.
Viele Unternehmen entwickeln Open-Source-Programme, um ihre Marke aufzubauen und Talente zu rekrutieren.
@hueniverse z.B., fand heraus, dass es finanzielle Gründe gab, die Investition von Walmart in Open-Source zu rechtfertigten.. Und @jamesgpearce fand heraus, dass Facebooks Open-Source-Program den Unterschied in der Personalakquise machte:
Es ist eng mit unserer Hackerkultur und der Wahrnehmung unseres Unternehmens verbunden. Wir fragten unsere Angestellten: “Kanntet ihr das Open-Source-Programm von Facebook?”. Zwei Drittel sagten “Ja”. Die Hälfte sagte, dass das Programm positiv zu ihrer Entscheidung beigetragen hat, für uns zu arbeiten. Das sind keine marginalen Zahlen, und ein sich hoffentlich fortsetzender Trend.
It is closely aligned with our hacker culture, and how our organization was perceived. We asked our employees, “Were you aware of the open source software program at Facebook?”. Two-thirds said “Yes”. One-half said that the program positively contributed to their decision to work for us. These are not marginal numbers, and I hope, a trend that continues.
Wenn Ihr Unternehmen diesen Weg einschlägt, ist es wichtig, die Grenzen zwischen Gemeinschafts- und Unternehmenstätigkeit klar zu halten, denn Open-Source erhält sich letztlich durch Beiträge von Menschen auf der ganzen Welt. Und das ist größer als jedes einzelne Unternehmen oder jeder einzelne Standort.
Wenn Sie Ihren derzeitigen Arbeitgeber nicht davon überzeugen können, Open-Source-Arbeit zu priorisieren, sollten Sie sich überlegen, einen neuen Arbeitgeber zu finden, der Mitarbeit an Open-Source fördert. Zum Beispiel:
- Manche Firmen, wie Netflix oder PayPal, zeigen ihr Open-Source-Engagement auf ihren Webseiten
- Zalando veröffentlicht seine Open-Source-Beitragsrichtlinie für Angestellte
Aus einer großen Firma stammende Projekte, wie z.B. Go oder React, stellen u. U. auch weiterhin Leute für Open-Source-Arbeit an.
Außerdem können Sie versuchen, abhängig von Ihren persönlichen Umständen, selbstständig Geld zu sammeln, um Ihre Open-Source-Arbeit zu finanzieren, zum Beispiel:
- @Homebrew (and many other maintainers and organizations) fund their work through GitHub Sponsors
- @gaearon finanzierte seine Arbeit an Redux mittels einer Patreon-Crowdfunding-Kampagne
- @andrewgodwin finanzierte Arbeit an Djangos Schemamigrations mittels einer Kickstarter-Kampagne
Geldquellen für Ihr Projekt auftun
Abgesehen von Vereinbarungen für einzelne Projektteilnehmer*innen, sammeln Projekte manchmal Geld von Unternehmen, Einzelpersonen oder anderen ein, um die laufende Arbeit zu finanzieren.
Geld von einer Organisation kann verwendet werden, aktuelle Projektteilnehmer*innen zu bezahlen, die Kosten für den Betrieb des Projekts zu decken (z.B. Hosting-Gebühren) oder in neue Funktionen oder Ideen zu investieren.
Da Open-Source populärer wird, ist die Finanzierung von Projekten immer noch experimentell, aber es gibt einige allgemeine Optionen.
Geld mittels Crowdfunding-Kampagnen oder Sponsoren einsammeln
Sponsoren lassen sich einfacher finden, wenn Sie bereits ein starkes Publikum oder einen guten Ruf haben, oder Ihr Projekt sehr beliebt ist.
Hier einige Beispiele für gesponsorte Projekte:
- webpack sammelt Geld von Firmen und Einzelpersonen mittels OpenCollective
- Ruby Together, eine nicht-Gewinn-orientierte Organisation zahlt für die Arbeit an bundler, RubyGems, und anderen Ruby-Infrastrukturprojekten
Eine Einnahmequelle schaffen
Abhängig von Ihrem Projekt können Sie kommerziellen Support, gehostete Optionen oder zusätzliche Funktionen in Rechnung stellen. Wie beispielsweise:
- Sidekiq bietet Bezahlversionen mit zusätzlichem Support
- Travis CI bietet Bezahlversionen ihres Dienstes
- Ghost ist ein Non-Profit mit Bezahldiensten
Einige populäre Projekte, wie z.B. npm und Docker, sammeln sogar Wagniskapital ein, um ihr Wachstum zu unterstützen.
Fördermittel beantragen
Einige Softwarestiftungen und Unternehmen bieten Zuschüsse für Open-Source-Arbeiten an. Manchmal können Zuschüsse an Einzelpersonen ausgezahlt werden, ohne eine juristische Person für das Projekt zu gründen.
- Read the Docs erhielt eine Förderung des Mozilla Open-Source Support
- Arbeiten an OpenMRS wurden von Stripes Open-Source Retreat gefördert
- Libraries.io erhielt Fördermittel der Sloan Foundation
- Die Python Software Foundation fördert Python-relvante Arbeiten
Weitere, detaillierter erklärte Möglichkeiten, um für Open-Source-Arbeit bezahlt zu werden, finden Sie in der Anleitung “Lemonade Stand” von @nayafia. Die verschiedenen Finanzierungsarten erfordern unterschiedliche Fähigkeiten, die Sie Ihren Stärken entsprechend in Erwägung ziehen sollten.
Eine Argumentationslinie für finanzielle Unterstützung aufbauen
Egal ob Ihr Projekt eine neue Idee umsetzt, oder schon seit Jahren besteht: Sie sollten sich Gedanken über passende Finanzierung machen, Geldquellen identifizieren, und diesen ein überzeugendes Argument liefern können.
Egal, ob Sie für Ihre eigene Zeit bezahlen oder für ein Projekt Geld sammeln möchten, sollten Sie in der Lage sein, die folgenden Fragen zu beantworten.
Einfluss
Wie kann dieses Projekt von Nutzen sein? Warum gefällt es Ihren (potenziellen) Nutzer*innen so gut? Wo wird es in fünf Jahren sein?
Wichtigkeit
Versuchen Sie Beweise für die Wichtigkeit Ihres Projektes zu sammeln: Metriken, Anekdoten oder Referenzen. Gibt es Unternehmen oder wichtige Personen, die Ihr Projekt gerade nutzen? Falls nicht, hat eine bekannte Person es befürwortet?
Nutzen für die Geldgeber
Geldgeber (seien es Ihr*e Arbeitgeber*in oder eine Förderstiftung) werden von vielen anderen angesprochen: Warum sollte gerade Ihr Projekt unterstützt werden? Wie profitiert der Geldgeber selbst davon?
Nutzung der Gelder
Was genau werden Sie mit der vorgeschlagenen Finanzierung erreichen? Konzentrieren Sie sich auf Projektmeilensteine oder -ergebnisse, anstatt ein Gehalt zu zahlen.
Wie empfangen Sie das Geld
Hat der Geldgeber irgendwelche Anforderungen an die Auszahlung? Müssen Sie beispielsweise eine gemeinnützige Organisation sein, oder einen gemeinnützigen finanziellen Sponsor haben? Oder werden die Mittel an eine*n einzelne*n Auftragnehmer*in anstatt an eine Organisation vergeben? Diese Anforderungen variieren zwischen den Geldgebern, also sollten Sie dies im Vorhinein in Erfahrung bringen.
Experimentieren und nicht aufgeben
Es ist nicht einfach, Geld zu sammeln. Egal ob Sie ein Open-Source-Projekt, einen gemeinnützigen Verein oder ein Software-Startup betreiben. In den meisten Fällen müssen Sie kreativ werden. Identifizieren Sie die Art der Bezahlung, stellen Sie Recherchen an und versetzen Sie sich selbst in die Rolle der Geldgeber*innen. Dies wird Ihnen beim Finden eines überzeugenden Argumentes für die Finanzierung helfen.